von Rudi Kulzer
Das Smartphone ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ein erstes Modell dieser Gerätefamilie kam vor 20 Jahren heraus. Es wurde als mobiles Büro mit Fax-Anschluss angepriesen Der heutige Massentrend war zu Beginn der Smartphone-Ära vor 20 Jahren noch nicht zu erkennen.
Der Meilenstein des mobilen Super-Telefons war im Jahr 1996. Das ist zehn Jahre vor der Ankündigung des ersten iPhones von Apple. Auf der Cebit 96 in Hannover stellte damals der finnische Mobilfunkkonzern Nokia seinen „Nokia 9000 Communicator“ (Bild Werkfoto Nokia) vor. Das klobige Ding, in der Branche rasch als das Brikett verspottet, wurde als „Büro im Westentaschenformat“ angepriesen. Im August 96 war es dann im Fachhandel zu kaufen. Als wichtige Funktion wurde angepriesen, dass der aufklappbare „Communicator“ Faxe senden und empfangen konnte. Das etwa 400 g schwere Ungetüm kostete 2700 DM. Funktionen wie einen elektronischen Kalender, ein digitales Adressbuch, eine Notizanwendung und einen Taschenrechner waren noch ein verkaufsfördernder Nebeneffekt gedacht.
Manche Marktbeobachter sahen damals eher in einem Gerät von IBM, dem „Simon Personal Communicator“ das erste Smartphone der Welt. Es kam bereits ein Jahr vorher in den USA auf dem Markt. Doch im Gegensatz zum „Nokia Communicator“ konnte man mit dem „Simon“ von durch dieses Gerät konnte man im Gegensatz zu den von Nokia nicht in weltweit Web surfen. Dieses Merkmal wird aber von Technik Historiker als wichtige Funktionen der Smartphones gesehen. IBM hat sich daraufhin rasch wieder von seinen Gehversuchen im Telekommunikationsmarkt verabschiedet.
Trotz der Pioniertat der Finnen war es als Verdienst des leider früh verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs dem Genre Smartphone den entscheidenden Impuls zu geben. In seiner legendären Präsentation auf der MacWorld Januar 2007 versprach der legendäre Markending Zauberer dem Publikum einen Musikplayer mit Touch-Bedienung, ein revolutionäres Telefon und einen Internet-Kommunikator. Jobs spielte mit den drei Begriffen so lange bis auch der letzte Zuhörer im Auditorium begriff, dass alle drei Funktionen in einem neuen Gerät steckten, dem iPhone.
Apples Ankündigung traf die bis dahin bekannten Mobilfunkpioniere Nokia, Motorola und Blackberry wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie hatten alle selbst versucht, ähnliche Funktionen in einem oder mehreren Geräten auf dem Markt zu bringen, was ihnen aber nicht gelang. Nur Google mit seinem damaligen Chef Eric Schmidt war nicht überrascht. Er ahnte als Mitglied des Verwaltungsrats von Apple früh Zukunftstrend, der sich im Mobilfunk zeigen würde.
Die Möglichkeiten für einen entscheidende Schritt von Google gehen auf den Sommer 2005 zurück. Damals hatte der Suchmaschinenpionier das Start-up Android übernommen, um eine Steuerungssoftware für Kameras zu entwickeln. Doch nach der iPhone-Premiere wurde das Projekt neu ausgerichtet und im November 2007 mithilfe der Open Handset Alliance als herausfordernde zu Betriebssystem zu Apples iOS Apple positioniert. Jobs tobte, weil die Android-Oberfläche dem iPhone so sehr ähnelte. Es gelang Apple jedoch nicht, das Google-System vor Gericht auf breiter Front stoppen zu lassen. Erst Jobs Nachfolger Tim Cook beendete den damals entflammten Patentkrieg.
Heute, 20 Jahre später, ist das Smartphone ein wichtiges universelles Gerät unserer Tage. Ein typischer Smartphone-Nutzer in Deutschland sieht im Schnitt 88 Mal täglich aufs Handy. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie Bonner Wissenschaftler. Die Bedeutung im Alltag schlägt sich auch in den Verkaufszahlen nieder: 2016 werden allein in Deutschland nach Schätzungen des Branchenverbandes Bitkom rund 28 Mio. Smartphones verkauft werden. Inzwischen fragen sich jedoch etliche Beobachter, ob der Boom der Smartphones nicht seinen Höhepunkt überschritten hat. Die jüngsten Absatzzahlen lagen nur noch marginal über den Vorjahreswerten. Dada die Preise immer weiter fallen, verzeichnete die Branche erstmals seit langer Zeit einen Umsatzrückgang.
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