von Rudi Kulzer
Der IT-Gigant IBM versucht mehr Unternehmen dazu zu bewegen, bei ihrer Suche nach IT-Lösungen auf das Softwareangebot aus der IBM-Cloud zurückzugreifen. Dazu startete Big Blue Ende April zusammen mit einer Reihe von Partnern einen neuen Cloud-Marktplatz. Er soll die Position gegen bisher erfolgreiche Cloudanbieter wie Amazon (AWS), Microsoft (Azure) oder Google stärken, aber auch Alternativen gegenüber direkten Konkurrenten wie Hewlett-Packard, SAP oder Oracle bieten.
Auf dem vorgestellten zentralen Cloud-Marktplatz will IBM zukünftig das eigene Cloud-Portfolio mit den Services von Partnern und Drittanbietern bündeln. Nach Angaben des für Cloud verantwortlichen General Managers Steve Robinson richten sich die Angebote aus der Service-Wolke an drei Kundengruppen: Softwareentwickler, IT-Manager und Führungskräfte in Unternehmen. In einer Mischung aus Marketingplattform und Apps-Store können sich Kunden über aktuelle Cloud-Angebote informieren, neue Cloud-Anwendungen testen und cloudbasierte Services für Anwendungen kaufen, sagte Robinson auf der Kundenveranstaltung Impact in Las Vegas.
Gemeinsam mit Partnern bietet IBM online mehrere hundert Cloud-Services an. Hierzu gehören ein Pool aus über 100 SaaS-Lösungen (Software-as-a-Service) sowie zahlreiche PaaS-Leistungen (Platform-as-a-Service) aus der IBM Serviceplattform BlueMix. Mit Hilfe dieses neuen „Software-Sandkastens“ sollen Entwickler Web- und mobile Anwendungen schneller aufbauen können.
IBMs Cloud-Technik kommt von Softlayer
Die Programme basieren vor allem auf der Rechenzentrums-Technik von Softlayer Technologies. IBM hat den Cloud-Spezialist im Sommer vergangenen Jahres für rund zwei Milliarden US-Dollar übernommen. Nach Angaben des Unternehmens soll auch die ebenfalls akquirierte Datenbanksoftware Cloudant aus Massachusetts ein wesentlicher Bestandteil von BlueMix werden. Darüber hinaus haben Kunden Zugriff auf die Cloud-Services zahlreicher Drittanbieter.
Die PaaS-Angebote aus BlueMix reichen von DevOps über Anwendungsentwicklung (Apps) bis hin zu Big Data und Analytics as a Service. Mit 30 zusätzlichen Cloud-Services werden Unternehmen dabei unterstützt, ihre IT mit Big Data und Analytics-, Mobile-, Sicherheit- und DevOps-Dienstleistungen auszustatten. Gerade DevOps – ein Kunstwort aus den englischen Begriffen Development und Operations – soll Softwareentwicklern die Möglichkeit bieten, Anwendungen schneller als bisher zu programmieren und über eine Cloud rasch als SaaS anzubieten.
Beim Thema Datenbanken für polystrukturierte NoSQL-Lösungen will IBM verstärkt mit MongoDB Inc. zusammenarbeiten. Der Datenbankspezialist für Big Data Aufgaben hat seine Sitz in New York und Palo Alto und gilt derzeit als die beste Lösung für das Arbeiten in diesem rasch wachsenden Aufgabenbereich der Unternehmens-IT.
In San Francisco gründet IBM zudem einen ersten Cloud-Inkubator, die erste BlueMix Garage. Dort können junge Startups gemeinsam mit IBM innovative Cloud-Anwendungen entwickeln und vermarkten. In der ersten BlueMix Garage – Galvanize genannt – rechnet man Ende 2014 mit rund 200 IT-Startups.
Wettbewerb wie auf dem Mobilmarkt
Der aufgeheizte Wettbewerb der Anbieter von Cloud-Lösungen hat eine große Ähnlichkeit mit dem Kampf um den Mobilfunkmarkt und seine leistungsstarken Smartphones, auf dem namhafte Player wie Apple, Google und Microsoft um die Aufmerksamkeit der Entwickler kämpfen, die ihre die Anwendungen auf den jeweiligen drahtlosen Betriebssysteme iOS, Android oder Windows Mobil portieren sollen.
Nun geht es um die Aufmerksamkeit der Cloud-Computing- Entwickler. Deren erfolgreiche Player wie Amazon (AWS), Microsoft (Azure) oder Google finden sich bisher eher in einem Lager, in dem die Server-Prozessoren von Intel das Feld beherrschen. Die Mehrheit bisheriger Cloud-Lösungen finden in diesem Umfeld satt.
Doch auch IBMs direkte Mitbewerber im Lager der Server- und Dienstanbieter für Unternehmens-IT wie Hewlett-Packard, SAP oder Oracle haben alle ein kräftiges Cloud-Angebot im Köcher des Branchenwettbewerbs.
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