Cloud Computing zwingt alle namhaften IT-Anbieter zu Veränderungen

((Autor: Rudi Kulzer, erschienen in VDI-Nachrichten))

IBM ist es  gelungen, die Sparte seiner x86-Server an chinesischen Computerhersteller Lenovo zu verkaufen. Dieser Schritt war schon länger geplant, jüngste aber ins Stocken geraten. Anhaltend schlechte Quartalsergebnisse, vor allem im Bereich Hardware, dürften das Verfahren nun beschleunigt haben. Damit ist der Markt der Unternehmensrechner stark in Bewegung geraten. Dabei geht es vor allem um ein verändertes IT-Angebot aus dem Internet, aus der Cloud.

VDI Nachrichten 31.1.2014 jdb

Mit diesem Deal setzt IBM-Chefin Ginni Rometty konsequent die strategische Umwandlung des ehemals stark hardwareorientierten Konzerns in ein Software- und Dienstleistungsunternehmen fort. Von margenschwachen Hardwarebereichen wie Drucker (zu Lexmark) sowie Desktop-PCs / Notebooks (zu Lenovo) konnte sich Big Blue schon vor einigen Jahren trennen. Beide Beispiele gelten in der Branche als Erfolgsgeschichten, schreiben die Analysten der Experton Group.

Doch irgendwie ist der jüngste Server-Deal strategisch etwas verwirrend, hatte doch IBM erst am 16. Januar 2014 in einer umfangreichen Ankündigung eine neue x86-Systemarchitektur (Exa) vorgestellt. Dies scheint wieder einmal ein Beispiel dafür zu sein, dass gerade in einem so großen Konzern nicht alle Bereiche an einem Strang ziehen.

Es fällt dem IT-Pionier offensichtlich schwer, sein umfangreiches Hardware-Portfolio an verschiedenen Kundengruppen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen zu vermarkten. Den größten Erfolg hat Big Blue noch seinem System z für die Mainframe-Kunden. Bei den Systemen x Server bietet sich ein gemischtes Bild, während die Maschinen mit den POWER-Chip trotz hohem technischen Potentials besondere Schwierigkeiten bereiten.

Vor einem Jahr hatte IBM zwischen 6,500 und 8,000 Mitarbeiter der weltweit etwa 430,000 starken Belegschaft abgebaut. Nun ist mit weiter Entlassungen zu rechnen oder mit der Versetzung in neue Wachstumsbereichen wie etwa Cloud Computing.

IT-Herausforderung in der Wolke

Die gesamte IT-Branche ist sich einig, dass Cloud Computing für alle Volkswirtschaften eine Reihe von Vorteilen bringen wird. Doch der Umstieg bereitet allen namhaften Anbietern bei ihren Wirtschaftsmodellen Schwierigkeiten. Im softwareorientierten Cloud-Geschäft finden sich Daten und Programme  in der Regel nicht mehr beim Kunden (on the premise), sondern auf zentralen leistungsfähigen Rechnern, um von dort abgerufen zu werden . Das führt zu nicht nur zu veränderten Prozessen, sondern auch zu neuen  Strömen der Finanzenmittel.

Dies musste auch der deutsche Vorzeige-Konzern SAP aus Walldorf erfahren und seine Finanzziele neu überdenken. Angesichts des gewünschten Wechsels von Kunden zu Mietsoftware aus der Datenwolke hat sich, wie die jüngsten Geschäftszahlen zeigen, das Gewinnwachstum verlangsamt.

 

Noch in diesem Jahr will IBM ihren Kunden weltweit sichere und verlässliche Cloud-Services aus 40 lokalen IBM Rechenzentren liefern. Dazu soll  mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar in den weiteren Ausbau der weltweiten IBM-Cloud investiert werden. Die Kunden sollen schon 2014 auf Cloud-Services zugreifen können, die aus 40 lokalen Rechenzentren in 15 Ländern stammen. In Deutschland befindet sich das Cloud-Zentrum in Ehningen, in der Schweiz in Winterthur.

In diesem Zuge will IBM auch die IT-Kapazitäten der SoftLayer Cloud verdoppeln – das Unternehmen wurde Mitte 2013 übernommen. Geplant ist es, die weltweite Präsenz  in wichtigen Märkten und Finanzzentren gezielt zu stärken. Darüber hinaus soll die SoftLayer Cloud auch von der Technologie des kognitiven Computersystems IBM Watson profitieren.

Mit ähnlichen Herausforderungen sehen sich alle namhaften Mitbewerber auf dem Markt der Unternehmenssystem (Enterprise Computing) konfrontiert. So ist etwa Oracle im Geschäft mit Datenbanken nach wie vor eine feste Größe, sieht sich aber durch Konkurrenten wie Salesforce ebenfalls zu großen Anstrengungen im Angebot aus der Wolke gezwungen.

Hewlett-Packard ist mit seinem starken Angebot an x86-Servern traditionell ein starker Anbieter von Cloud-Lösungen. Der Konzern aus Palo Alto setzt derzeit stark auf eine Zusammenarbeit mit SAP und deren schnelle Datenbank-Umgebung Hana.

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