ein Blog von Rudi Kulzer
Nachricht und Kommentar
Das Gerücht war wahr. Hewlett-Packard hat am Donnerstag den 22.9. seinen schwer angeschlagenen Chef Leo Apotheker durch die ehemalige eBay-Chefin Meg Whitman ersetzt. Es ging nicht um eine Änderung der noch von Apotheker verkündeten Strategie , sondern um eine neue Führungsperson zur Durchführung des Plans, war zu hören.
Der Umbruch mit Paukenschlag bei HP kam nach mehreren Wochen interner Überlegungen, in denen Vorstandsmitglieder, Führungskräfte und Investoren mit zunehmender Besorgnis beobachteten, wie Leo Apotheker mit dem Thema eines großen Strategiewechsels umging.
Der Verwaltungsrat befürwortet nach wie vor den Veränderungsplan – eine mögliche Abspaltung des PC-Geschäftes, die Aufgabe der Familie mobiler Geräte und deren Betriebssystem WebOS sowie den 11,7 Mrd. $ teuren Erwerb des britischen Softwarehauses Autonomy – die Board-Mitglieder hat jedoch nicht das Gefühl, dass Apotheker dafür der richtige Mann sein, war in der US-Presse zu lesen.
Mangelnde Kommunikationsfähigkeit war der Hauptvorwurf, um es auf den Punkt zu bringen. Dies hatte Apotheker bereits bei SAP den Kopf gekostet. Bei SAP war es eine unglückliche und rüde Preisgestaltung, die Kunden verprellte, die sich dann bei Hasso Plattner beschwerten. Bei HP in Palo Alto war es ein desaströser Zickzack-Kurs beim Thema der notwendigen Umgestaltung des umsatzstärksten IT-Unternehmens.
Apotheker ist in Branche bekannt für diese Schwächen. Er hätte niemals an die Spitze von HP berufen werden dürfen. Diese Meinung haben vor 11 Monaten viel Analysten und Journalisten zu Ausdruck gebracht. Diesen Schuh muss sich der Verwaltungsrat gefallen lassen, dessen Entscheidungen in jüngster Zeit häufig schwer nachzuvollziehen waren.
Nun soll es die ehemalige eBay-Chefin Meg Whitman richten, die Anfang des Jahres in den Vorstandrat berufen wurde. Wie Leo Apotheker versteht auch die bekannte Silicon Valley Milliardärin und Möchte-Gern-Politikerin nichts von Hardware, die bei HP jedoch auf absehbare Zeit noch eine Rolle spielen dürfte.
Auf die Frage, warum sie beschlossen, die Rolle anzunehmen, sagte sie, „Dies ist eine Chance, zu helfen, eine amerikanische Ikone wieder auf den richtigen Weg zu bringen“. Ein nettes Motiv, aber doch etwas flach in Zeiten einer schweren Krise, in der sich Hewlett-Packard gerade befindet.
In einer US-Telefonkonferenz mit Analysten der Wall Street wurde der Executive Chairman Ray Lane, ob die Anstellung von Whitman nicht etwas „voreilig und verfrüht“ sei. Die Antwort: Das Board wollte nach Apotheker eine „interne“ Lösung, die man damit gefunden habe. Meg Whitman gilt seit Anfang des Jahres als „Insider“. Über das Schicksal des PC-Geschäfts soll bis Ende des Jahres entschieden werden.
Angesichts dieser Macht des Board of Directors werden wir uns wohl stärker mit dieser Institution und mit Ray Lane beschäftigen müssen, die durchaus auch zum Totengräber von HP werden können. Lane war früher die rechte Hand von Oracle-Chef Larry Ellison, wo er einen guten Job macht. Nun aber gibt er mir Rätsel auf. Er ist Managing Partner der Wagniskapitalisten Kleiner Perkins Caufield & Byers, eine Macht im Silicon Valley.
Und noch eine Anmerkung zum vorläufigen Gedankenabschluss für dieses Wochenende: Nach Berichten in den US-Medien kann Apotheker im Falle einer Entlassung mit einer Abfindung in Millionenhöhe rechnen. Nach Berechnungen des „Wall Street Journal“ kommen für die elf Monate, die Apotheker an der HP-Spitze steht, mehr als 35 Millionen US-$ zusammen. Nach dem im September 2010 geschlossenen Vertrag steht ihm eine Abfindung von 7,2 Millionen Dollar zu. Hinzu kämen Aktien, die mit rund 18,8 Millionen Dollar bewertet werden. Darüber hinaus habe Apotheker bereits fast zehn Millionen Dollar erhalten, seit er im November 2010 seinen Job antrat. Das Unternehmen wollte die Berechnungen des US-Blattes nicht kommentieren, war im Handelsblatt zu lesen.
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