ein Blog von Rudi Kulzer
Googles Motorola Deal erregt Aufmerksamkeit. Auch wegen der stolzen Summe von 12,5 Milliarden US-Dollar, mehr jedoch wegen seiner enormen Branchenbedeutung, richtet er doch die Scheinwerfer des wirtschaftlichen Interesses auf das, was zurzeit auf dem Markt der Endbenutzer der IT-Welt vor sich geht.
Apple mit seinen iPhones und iPads steht derzeit auf dem Gipfel der Gunst, bei Kunden und Investoren. Am Börsenwert gemessen, hat Steve Jobs sogar den Ölriesen Exxon übertroffen. Die Firma aus dem kalifornischen Cupertino ist zurzeit aus Sicht der Investoren die wertvollste Firma der Welt.
Google, ebenfalls ein Börsengigant, muss daher als einziger echter Herausforderer daher einige Hausaufgaben machen, um im scharfen Wettbewerb bestehen zu können. Dabei geht es, wie die Berichte in der Presse zeigten, vor allem um Patente, um nicht in den in der IT-Branche so beliebten Rechtsstreits den Kürzeren zu ziehen.
Nachdem man in einer Auktion um die Nortel-Patenten nicht punkten konnte, wurde erstmals bei IBM eingekauft. Nun folgt der Deal mit dem Handy-Pionier Motorola, bei dem es technisch gesehen um viele Patente ging.
Mobilfunk-Pionier Motorola
Motorola Mobility mit Unternehmenssitz in Libertyville, Illinois, war bis dato der amerikanischer Hersteller von Handys (Mobilfunktelefonen). Das Unternehmen ist im Januar 2011 aus Aufspaltung der ehemaligen Motorola Inc. hervorgegangen, einem der bedeutendsten Elektronikpioniere der Vereinigten Staaten. Das Autoradio und das Mobilfunktelefon stammen aus der Entwicklung dieses Unternehmens aus dem Großraum Chicago.
Motorola Mobility produziert im Gegensatz zum zweiten durch die Aufspaltung entstandenen Unternehmen, Motorola Solutions, Produkte für Privatanwender. Chef von Motorola Mobility wurde Sanjay Jha, der Co-CEO der ehemaligen Motorola Inc. Am 15. August 2011 gab nun Google der Plan einer Übernahme der Handysparte für die erwähnten 12,5 Milliarden US-Dollar bekannt. Motorola Mobility soll jedoch ein eigenständiges Unternehmen bleiben.
Das ist eine enorme Herausforderung für Sanjay Jha, der ursprünglich von Funkchip-Spezialisten Qualcomm aus dem kalifornischen San Diego zu Motorola kam. Jha könnte aber durchaus geeignet sein, die unternehmenskulturelle Brücke zwischen zwei Unternehmen zu schlagen, deren Stammsitz einen halben Kontinent auseinander liegt, und deren Schlüsselprodukt aus unterschiedlichen Epochen kommen.
Das Handy Motorola International 3200 etwa war eines der ersten GSM-fähigen Mobiltelefone, bei dem die gesamte für das Telefonieren notwendige Technik in dem Handapparat integriert wurde. Es wurde im Jahre 1992 von Motorola vorgestellt. Als besonderer Pionier hat Motorola bereist im Zweiten Weltkrieg die US-Armee mit Mobilfunk versorgt.
Insider von Motorola betonen, dass es große Unterschiede zwischen den Firmenkulturen bei Google und Motorola gebe. Google gilt als Kind des Internet-Zeitalters, als ein Vorreiter eines liberalen Stils, bei dem mit Hilfe von Improvisation Werte geschaffen wurden. Motorola dagegen steht für ein Unternehmen, das, obwohl es einige Handy-Hits liefern konnte, vor allem durch ein bürokratisches mittleres Management bestimmt war. Da kamen wenige Innovationen aus den Reihen der Mitarbeiter.
Große Unterschiede
Der wesentlichste Unterschied zwischen den beiden Unternehmen besteht jedoch darin, dass bei Motorola der Fokus auf Hardware und bei Google auf Software und Services liegt. Das hilft zu erklären, so Jha in der US-Presse, warum Google stärker in der Lage ist, Risiken einzugehen. Wenn Google ein Stück Code schriebt und dabei ein Fehler passiert, kann man das relativ leicht reparieren. Wenn man dagegen ein Handy entwickelt und ausliefert, gibt es kein Zurück. Einer der größten Fehler von Motorola war das Verschlafen der Entwicklung von Smartphones.
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