Scharfer Wettbewerb um Handys und Smartphones

Die Fachmesse Mobile World in Barcelona ist die Bühne, auf der in der zweiten Februarwoche die Anbieter von Handys und Smartphones ihre Klingen kreuzen. Es geht um einen vielversprechenden, lukrativen Markt, der sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat.

Schon seit Tagen steht die neue Kooperation von Nokia und Microsoft, in Kommentaren auch „Nokiasoft“ genannt, im Rampenlicht der Mobilfunkszene. Nach Wochen von Gerüchten ist klar: Der finnische  Handyhersteller will seine Smartphones mit dem neuen Betriebssystem von Microsoft ausstatten. Das ist das letzte Aufgebot das angeschlagene Unternehmen aus Skandinavien, der vor seiner Handy-Dominanz als Hersteller von Papier, Reifen und Traktoren sowie als und
TV-Produzenten bekannt war.

Der „Noch Marktführer“ am Handymarkt hatte zu lange auf sein veraltetes eigenes Betriebssystem Symbian vertraut, das jedoch stark an Boden verloren hat. Hielt Nokia nach Angaben von Gartner 2009 noch einen Marktanteil von 36,4 Prozent, waren es 2010 nur noch 28,4 Prozent. Dabei kommt ein Großteil des Umsatzes macht aus dem einfachen, billigen Preissegment. Auf der Smartphone-Welle dagegen, die langsam auch die Schwellenländer erreicht surfen Apple und Google-Android mit Erfolg.

So kam das „Bündnis der verletzten Riesen“, wie in der Wirtschaftspresse zu lesen war, nicht überraschend. Beide Giganten haben beim Thema „Zukunft des Mobilfunkmarktes“ hohen Handlungsbedarf. Zusätzlich spielt auch die Personenfrage eine gewisse Rolle: Der neue aus Kanada kommende Nokia-Chef Stephen Elop arbeitete vorher bei Microsoft.

Doch unabhängig davon braucht Microsoft mit Nokia einen Partner der strategisch hohe Auflagen verspricht. Erst vor wenigen Monaten kippte das Redmonder Softwarehaus sein wenig erfolgreiches Handy-Betriebssystem Windows Mobile. Nun will Microsoft mit Windows Phone 7 punkten.

Elop muss Nokia völlig umbauen

Eines ist sicher: Elop muss und wird Nokia komplett umzukrempeln: „Mir ist klargeworden, dass wir auf einer brennenden Plattform stehen“, schrieb er in einem Brandbrief an die Mitarbeiter, „es hat mehr als eine Explosion gegeben“. Investoren und Branchenbeobachter zweifeln allerdings, ob der Kanadier dieses Feuer löschen
kann.

Dies sei ein klares Eingeständnis, dass Nokias eigene Plattform-Strategie gescheitert ist, war beim Wirtschaftsnachrichtendienst  Bloomberg zu Protokoll zu lesen. Nach deren Ansicht ist Microsoft ist der Gewinner in diesem Geschäft. Es gebe aber gegen die Stärke von Apples iPhone und Googles Android keine Patentlösung, mit der man sicher punkten könne.

Ein Google-Manager lästerte „Zwei Truthähne machen gemeinsam noch keinen Adler“. Ballmer und Elop konterten bei den jüngsten Ankündigungen angriffslustig. „Heute wird aus einem Kampf mobiler Geräte ein Kampf zwischen mobilen Ökosystemen. Unsere Stärken in diesem Bereich ergänzen sich“, hieß es in einem gemeinsamen Brief „Wir werden sie zerstören“!

Nokia setzte bei seinen Massen-Handys bisher vor allem auf das eigene Betriebssystem Symbian. Das  soll auch  weiter unterstützt werden. Auch die Arbeit an der neuen offenen Plattform MeeGo werde fortgesetzt.

Vor allem wollen die beiden Konzerne aber Windows Phone gemeinsam weiterentwickeln. So werde Nokia die Erfahrungen aus der Handy-Gestaltung und Unterstützung verschiedener Sprachen einbringen. Außerdem will Nokia Microsofts Suchmaschine Bing übernehmen. Im Gegenzug bringt Nokia seinen übernommenen  Karten-Dienst Navteq mit in  Microsoft-Boot.

HP will webOS gegen Apple und Google punkten

Doch auch HP will in diesem Wettbewerbsgerangel kräftig mitmischen. Der Computergigant aus Palo Alto  hat vergangene Woche  in San Francisco nicht nur einen großen Tablet-PC und ein kleines winziges Smartphone, sondern auch eine neue Strategie vorgestellt, die den PC-Markt verändern könnte. Die Ankündigung von Todd Bradley, Executive Vice President bei HP, das Betriebssystem webOS auch auf die Personal Computer Plattform zu portieren, sorgte für Erstaunen.

HP hat webOS mit der Übernahme von Palm vor einem Jahr für 1,2 Milliarden Dollar eingekauft. Eigentlich war die Software nur für Smartphones und nicht als Windows-Alternative gedacht. Doch das scheint sich nun geändert zu haben. Bisher gab es kaum Entwickler, die Apps für das neue System programmierten. Genau an diesem Manko könnten auch die neuen in San Francisco vorgestellten Geräte  scheitern fürchten viele Beobachter. Doch mit dem Schritt, das Palm-Betriebssystem auf PC zu übertragen, hat  HP eine Chance, das zu verhindern. Schließlich ist HP der größte
Computerhersteller der Welt. 63 Millionen Desktop-PC und Notebooks hat das
Unternehmen 2010 unter die Leute gebracht. Apple konnte im selben Zeitraum 13,7 Millionen Mac-Computer absetzen. Wenn HP sich nun anschickt, diese gewaltige Marktmacht auf webOS umzurüsten, bildete der Konzern damit auf einen Schlag einen riesigen Absatzmarkt für webOS-Entwickler.

Spekulationen über neues  Mini-iPhone

Bislang existiert das iPhone nur in einer Größe: Nun scheint  Apple  an einem
kleineren Formfaktor zu arbeiten.  Wie die Wirtschaftsnachrichtenagentur
Bloomberg meldete, soll es sich dabei um ein „kleineres und billigeres“ Gerät handeln. Sinn der Sache sei es, mit den kostengünstigen Android-Geräten konkurrieren und so den Marktanteil verbessern zu können.

Dabei war von einer Einführung eventuell Mitte des Jahres die Rede. Es  sei aber auch möglich, dass die Pläne verworfen würden. Tatsächlich geistert eine Art „iPhone nano“ schon seit mehreren Jahren durch die Gerüchteküche.

Erschienen in ZDnet IT-Business

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