Computerpionier Ken Olson gestorben

Am Sonntag den 6. Februar 2011 ist Ken Olson im Alter
von 84 Jahren gestorben. Der Sohn skandinavischer Einwanderer war in den frühen Jahren der Computerindustrie als Mitgründer von DEC eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Branche.

Der 1926 in Stratford, Connecticut, geborene Kenneth Harry „Ken“ Olsen war in der Gründerphase der US-amerikanischen Computerindustrie eine der bedeutesten Ingenieure seiner Zeit. Die von Olson 1957 zusammen mit  seinem Studienkollegen Harlan Anderson gegründete Firma Digital Equipment  Corporation (DEC), deren Präsident er bis zu seinem Ausstieg aus dem Konzern im  Jahre 1992 war, galt  in dieser Pionierphase neben der IBM als der wichtigste Anbieter von Computern, obwohl Olson diesen Ausdruck zu dieser Zeit vermied.

Computerpionier Ken Olsen - Gründer von DEC

Ken Olsen kam von der US-Marine und begann 1946 ein Studium am Massachusetts Institute of Technology (MIT) im Fach der Elektrotechnik, das  er  an dieser berühmten technischen Universität in Boston auch abschloss. Das Zentrum der Computerentwicklung lag damals an der Ostküste. Das kalifornische Silicon Valley gab es noch nicht.

DEC entwickelte in den ersten Jahren Module mit elektronischen Logik-Schaltkreisen, aus denen komplexe digitale Steuerungen aufgebaut werden konnten. Aus diesen Bauteilen entstanden ab 1961 anwendungsorientierte Minicomputer, zu denen im Jahr 1970 auch die legendäre PDP-11 gehörte, der erfolgreichste Minicomputer überhaupt.

Der erste eigene Rechner, die PDP-1,  war der Beginn der Entwicklung
einer großen Zahl sehr unterschiedlicher Computerfamilien, von denen vor allem
die PDP-11 und später die VAX (Virtual Address eXtension) unter dem Betriebssystem VMS (Virtual Memory System) im Markt sehr erfolgreich waren. Die
Erweiterung des adressierbaren Speichers war damals ein großes technisches
Thema.

Die Abkürzung PDP steht für „Programmed Data Processor“, was eigentlich nichts anderes als „Computer“ bedeutet. DEC vermied jedoch das Wort Computer, um sich von der großen Konkurrenz IBM zu unterscheiden. IBM baute Computer und DEC PDP Maschinen.

Den Durchbruch schaffte DEC  1964 mit der Produktion der  PDP-8, die für ca. 16.000 US-Dollar angeboten werden konnte. Wegen leichter Portabilität und eines verhältnismäßig einfachen  Aufbaus konnte dieser Rechner auch in kleineren Industriebetrieben eingesetzt werden. Er füllte so Marktlücken, die mit Großrechnern bis dahin  nicht erreichen konnten.

Historisch gesehen war die PDP-8 der erste Rechner, der auch von Privatpersonen gekauft und für spezielle Zwecke eingesetzt werden konnte. Mainframe-Rechner dagegen waren so groß und teuer waren, dass sie nur für mehrere Zwecke genutzt wurden. Die PDP-8 gilt heute als der  weltweit erste Kleinrechner überhaupt.

Diese Entwicklung führte dazu, dass DEC in den achtziger Jahren nach Umsatz hinter IBM weltweit der zweitgrößte Computerhersteller wurde. Die Computerserien von DEC waren zwar im Vergleich zu den Großrechnern der IBM weniger leistungsfähig, dafür aber auch wesentlich günstiger als Big Blues Mainframe-Computer.

Für diese Entwicklung wurde Olsen 1986 vom Fortune-Magazin zum erfolgreichsten Geschäftsmann der amerikanischen Geschichte gewählt. Leider wurde die Digital Equipment Corporation 1998 von Compaq übernommen und gehört seit 2002, einschließlich  Compaq, zu Hewlett-Packard.

Historisch in Erinnerung bleibt Olsens Aussage aus dem Jahre  1977: „Es gibt
keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben will“. Dieser
frühe Gedanke  wird immer wieder als Paradebeispiel dafür genannt, wie schwer man sich noch in der zweiten  Hälfte des 20. Jahrhunderts die Entwicklung der  Computertechnik vorstellen konnte. Tatsächlich nutzte der Pionier Olsen zu Hause selber einen Computer. Bei seiner Aussagen dachte er bei „Computer“  eher an eine Zentralrechner, der den Haushalt führen sollte. .

Es ist allerdings nicht zu bestreiten, das Ken Olsen wie auch in Deutschland Heinz Nixdorf sich die Entwicklung des Personal Computers nicht vorstellen konnten. Sie waren die Meister der sogenannten Mittleren Datentechnik. Dabei hatte DEC Anfang der 80er Jahre mit dem „Rainbow“ unter CP/M durchaus einen potentiellen PC im Portfolio.

Erschienen bei ZDnet IT-Business – in die Zitatliste von Wikipedia aufgenommen

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