ein Blog von Rudi Kulzer, Hintergrund und Analyse
Auch unter der Führung von Meg Whitman kommt Hewlett-Packard schwer zur Ruhe. Der von Personalquerelen und Fehlentscheidungen im Verwaltungsrat gebeutelte Konzern konnte im ersten Geschäftsquartal (31.1.2012) deutlich weniger Desktop-PC, Notebooks, Drucker, Server und Speichersysteme verkaufen als noch vor einem Jahr.
Der Quartalsumsatz schmolz insgesamt um 7 % auf 30,0 Mrd. $. Vor allem die Privatkunden hielten sich auffallend zurück. Sie stürzten sich stattdessen auf Tablet-Computer wie Apples iPad oder auf Smartphones verschiedener Anbieter. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um beinahe die Hälfte auf 1,5 Milliarden Dollar ein.
Am Mittwoch den 21.3.2012 startete daher Konzernchefin Meg Whiteman den Konzernumbau. Das war keine Überraschung, ist doch die Neuausrichtung des Computerpioniers aus dem kalifornischen Palo Alto überfällig. Drei Vorgänger waren in den vergangenen Jahren an dieser Aufgabe gescheitert, obwohl HP bis vor kurzem noch der umsatzstärkste IT-Konzern der Welt war Und auch heute noch ein Schwergewicht der Branche.
Doch die IT-Branche ist seit gut zwei Jahren in einem starken Umbruch, für den HP spirituell bisher offensichtlich schlecht gerüstet scheint. Das muss sich ändern, darin sind sich alle Branchenbeobachter einige. Diese Aufgabe liegt nun in den Händen von Meg Whiteman, die von EBay kam und das Ruder bei HP im Herbst vergangenen Jahres übernahm, nachdem der Verwaltungsrat den unglücklich agierenden Leo Apotheker nach nur elf Monaten im Amt gefeuert hatte.
Am frühen Mittwochmorgen traf sich nach Berichten aus den USA die HP-Chefin mit den Mitarbeitern in der Firmenzentrale an der Hanover Street in Palo Alto mit der Botschaft, dass die notwendige Umstrukturierung begonnen hat. HP unternehme die notwendigen Schritte, um wieder erstklassig zu werden, versprach Whitman.
Nun liege „alles auf dem Tisch“, doch die angekündigten Maßnahmen seien nur ein „erster Schritt.“ Doch man sei sich derzeit noch nicht einmal ansatzweise klar darüber, wie groß die Zahl derer sein wird, die als Folge der Neuorganisation entlassen werden müssen, sagte sie in einem Interview.
HP bestätigte bei diesem Treffen, dass die Geschäftsbereiche Drucker und Personal-Computer wieder einmal zusammengelegt werden sollen, wodurch eine neue Einheit mit etwa 65 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz entsteht.
Dies ist nicht das erste Mal ein HP-Chef Drucker und PC zusammenlegt. Carly Fiorina taten dies im Jahr 2005 in einer ihrer letzten Amtshandlungen als CEO zu ersten Mal. Nachfolger Mark Hurd machte den Schritt ein halbes Jahr später wieder.
Whitmans Vorgänger, Leo Apotheker, schlug im vergangenen August sogar die Ausgliederung des PC-Geschäft als eigenständiges Unternehmen vor, um es später wie IBM (an Lenovo) diese Sparte anzustoßen.
Es war einer der ersten Schritte von Meg Whitman bei der Übernahme der CEO-Stelle im September, diese Entscheidung, die sie als Mitglied des Verwaltungsrates selbst getragen hatte, noch einmal zu überdenken. Einen Monat später sagte sie, HP soll die PCs behalten
Die neue Struktur ist nach Ansicht von Beobachtern ein Vertrauensbeweis für derzeitigen PC-Chef Todd Bradley, der nun den neuen Bereich führen soll. Bradley kam zu HP nach einer Tätigkeit als CEO von Palm, dem Pionier für Smartphones, den HP Ende April 2010 übernahm. Ich persönlich habe meine Zweifel, ob Bradley der richtige Executive für diese Aufgabe ist. Er ist für meinen Geschmack immer mitgestolpert und hat nicht die nötige Ausstrahlung für dieses Feld. Gut, es kann nicht jeder ein Steve Jobs sein, Gott hab ihn selig, aber ein wenig mehr Pep ist in dieser Verbraucherbranche schon notwendig!
Zusätzlich erklärte HP, man wolle die Marketing-und Public-Relations-Bemühungen zentralisieren und einen Teil des Vertriebs neue organisieren.
Mit der Entwicklung der HP Enterprise Group mit den Themen Server, Speicher, Software. Services werde ich mich in den nächsten Tagen in einem getrennten Blog auseinandersetzen.