von Rudi Kulzer
basiert auf Presseunterlagen der IBM
Auf der Fachkonferenz LinuxCON in Seattle hat IBM am 17.8.2015 eine bemerkenswerte Erweiterung seiner Großrechner/Mainframe-Strategie bekanntgegeben: Dabei geht es um einen umfassenden Einsatz von Open-Source-basierten Technologien und die Kooperation mit Open-Source-Communities.
Das Ziel ist es, Linux-Großrechner-Kunden leistungsstarke Rechner mit hochsicheren Werkzeugen für die kommende Computing-Ära anzubieten. Dort können Mainframes zunehmend Basis für unternehmensweite Analytik und hybride Clouds werden aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften. Das Unternehmen setzt damit in großem Stil auf Open Source in Unternehmen
In diesem Zusammenhang kündigte IBM in Seattle zwei neue Linux-Mainframe-Server unter dem Namen LinuxONE an, die ausschließlich mit diesem offenen Betriebssystem arbeiten. Die leistungsstarken Rechner sollen vor allem für moderne Softwareanwendungen und in hybriden Clouds eingesetzt werden.
Stärkung der Mainframe-Plattform durch LinuxONE.
Bisher größter Einzelbeitrag an Mainframe-Code für die Open-Source-Community: Der Code, den IBM zugänglich macht, enthält Technologie und Know-how aus dem Mainframe-Bereich, mit dem Unternehmen ungewöhnliche Systemvorgänge und eventuelle Normabweichungen oder sich abzeichnende Ausfälle rechtzeitig erkennen können, bevor sie geschehen. Damit steigt die Leistung auch quer über Systemplattformen. Eine bessere Integration mit der Cloud wird möglich.
„Vor fünfzehn Jahren überraschte IBM die Branche mit dem Schritt, Linux auf dem Mainframe einzuführen. Heute nützen mehr als ein Drittel der IBM Großrechnerkunden Linux“, sagt Tom Rosamilia, Senior Vice President, IBM Systems. „Wir vertiefen unser Engagement mit der Open Source-Community und kombinieren das Beste aus der offenen Welt mit dem derzeit fortschrittlichsten Computersystem auf dem Markt. Damit helfen wir Kunden, neue Mobile- und Hybrid-Cloud-Workloads zu realisieren“.
Mit LinuxONE als neues Portfolio an Hardware, Software und Services will IBM zwei neue, dedizierte Linux-Systeme für große und mittelständische Unternehmen zur Verfügung, die mit dem bestehenden traditionell starken Speicherangebot verbunden werden können.
LinuxONE Emperor („Kaiserpinguin“) basiert auf dem IBM z13-Großrechner und ist das derzeit technologisch am weitesten fortgeschrittene Linux-System. Außerdem verfügt es über den derzeit schnellsten Prozessor in der Branche. Das System ist geeignet zur Analyse von Transaktionen in „Echtzeit“ und kann dabei unterstützen, eventuelle Betrugsversuche über IT-Systeme direkt zu verhindern. Das System kann auf bis zu 8.000 virtuelle Maschinen oder Tausende von Containern skalieren.
IBM LinusONE Emperor (Kaiserpinguin)
Das kleinere System LinuxONE Rockhopper („Felsenpinguin“) ist gedacht für mittelgroße Kunden oder Einsatzbereiche in Schwellenländern, bei denen Geschwindigkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit eines Großrechners verlangt werden, jedoch in einem kleineren Leistungspaket.
IBM LinuxONE Rockhopper (Felsenhüpfer)
Beide Systeme sind nach Angaben von IBM sofort verfügbar.
Neue offene Software und Branchenwerkzeuge für den Großrechner
Die Optionen zum Softwareeinsatz auf dem Mainframe haben sich für Unternehmen deutlich erweitert: IBM ermöglicht jetzt den Einsatz von wichtigen Open-Source- und Branchenlösungen für LinuxONE und IBM z Systems, darunter Apache Spark, Node.js, MongoDB, MariaDB, PostgreSQL, Chef und Docker. Diese Technologien arbeiten so reibungslos auf dem Mainframe wie auf anderen Plattformen, nutzen aber die Leistungsvorteile des Mainframes. Das Beste: Für ihren Betrieb auf dem Großrechner werden keine speziellen plattformspezifischen Fähigkeiten benötigt – ein Riesenvorteil in der Administration.
IBM war ein Pionier der Virtualisierung auf dem Großrechner (seit 1972 mit VM) und will mit seinem starken Engagement jetzt noch mehr Möglichkeiten für das Thema Virtualisierung bieten: Die neuen LinuxONE- Systeme können als virtuelle Maschine durch den auf offenen Standards basierenden KVM-Hypervisor zur Verfügung gestellt werden. SUSE als einer der wichtigen Distributoren von Linux liefert dazu die Unterstützung von KVM für den Mainframe.
Canonical und IBM haben darüber hinaus eine Initiative angekündigt, um den Einsatz von Ubuntu Linux auf z Systeme zu ermöglichen. Canonical plant, Ubuntu für LinuxONE und z-Systeme bereit zu stellen als eine dritte Linux-Distribution für den Mainframe neben SUSE und Red Hat. Canonical plant auch, KVM für den Mainframe zu unterstützen.
Open Mainframe Project
IBM beteiligt sich an neuem Projekt der Linux Foundation aufgrund wachsender Nachfrage nach Mainframes in der Open-Source-Community.. Ein wesentlicher Teil davon ist vorhersagende IT-Analysesoftware, die ständig Ausschau nach ungewöhnlichem Systemverhalten hält und rechtzeitig davor bewahrt, dass Softwareprobleme zu eventuellen Systemausfällen werden können. Der Code kann von Entwicklern verwendet werden, um ähnliche Analyse- und Reaktionssysteme auf anderen Plattformen zu realisieren.
LinuxONE Developer Cloud ohne Kosten
Mit der heutigen Ankündigung wird IBM auch einen kostenfreien Zugang für Entwickler zum Mainframe bereitstellen, um Innovationen zu fördern, die aus der Open-Source-Community kommen. IBM stellt dazu die LinuxONE Developer Cloud vor.
Das Marist College und die School of Information der Syracuse University (beide USA) planen, Clouds zur Verfügung zu stellen, die Entwicklern Zugriff auf ein virtuelles IBM LinuxONE ohne Kosten ermöglichen. Im Rahmen des Programms wird IBM auch eine spezielle Cloud für Softwareanbieter (ISVs) bereitstellen, die an den IBM Standorten Dallas, Peking und Böblingen gehostet wird.
Wesentlichen Anteil an der aktuellen Ankündigung hat das deutsche IBM Entwicklungslabor: Die Entwicklungshauptverantwortung für KVM for IBM z Systems liegt bei IBM Böblingen, das ein weltweites Team an Entwicklern orchestriert. IBM Entwicklung sieht KVM for IBM z Systems als eine Lösung, die speziell für Kunden interessant sein kann, die bisher keine Großrechner betreiben, aber die Notwendigkeit für eine Konsolidierung ihrer verteilten Linux-Infrastruktur sehen. Übrigens war auch die Portierung von Linux auf den Großrechner vor über 15 Jahren in wesentlichen Teilen in den Händen der IBM Deutschland.