Ex-HP-Chef Mark Hurd geht zu Oracle. Bis zu Beginn der Woche war das Thema Hurd noch eine Personalstory nach einer Affäre. Doch mit dem Anheuern bei Kumpel Larry Ellison und der Klage von HP gegen seinen früheren Chef beginnt eine neue Silicon-Valley-Saga. Dabei steht der Kampf um die Vorherrschaft als Lieferant großer Rechenzentren im Mittelpunkt..
Es ist noch nicht lange her, da haben Hewlett-Packard und Oracle als Partner gut zusammengearbeitet. Von HP kam die Hardware, von Oracle die Datenbank für die Rechenzentren der Kunden. Doch nach der Übernahme von Sun Microsystems für 7,4 Mrd. $ im vergangenen Jahr hat sich die Beziehung stark abgekühlt.
Larry Ellison´s Oracle ist nun nicht nur ein Softwarehaus und Erzrivale von SAP, sondern auch ein potentieller Hardware-Anbieter und damit vor allem Konkurrent zu HP und IBM. Dazu kommen noch Dell und der ebenfalls im Silicon Valley ansässige Netzausrüster Cisco, der schon seit geraumer Zeit ebenfalls als Server-Anbieter auftritt.
Der Wettbewerb im Kampf um die Rechenzentren der Zukunft ist in vollem Gang. Alle wollen ihre potentiellen Kunden mit einem möglichst großen „Stack of Technology“, einem technischen Komplettpaket, überzeugen. Möglichst „alles aus einer Hand“ lautet die uralte Devise der Marketingstrategen in der Computerindustrie, wie sie Big Blue schon seit Jahren verfolgt.
Zwiti 1: Die Klage
In dieser Wettbewerbsschlacht hat HP am Dienstag vor dem Superior Court in Santa Clara gegen den früheren Chef Mark Hurd eine Klage eingereicht. Der Umsatzmarktführer der Computerindustrie wirft seinem Ex-Chef vor, Absprachen eines umfangreichen Abfindungspaketes verletzt zu haben, in dem er den Job als Nummer zwei bei Oracle angenommen habe. In dieser Position komme er nicht umhin, HP Betriebsgeheimnisse an einen wichtigen Konkurrenten zu verraten.
Doch nach Ansicht der Rechtsexperten im Silicon Valley dürfte es schwer werden, diese Position vor einem Gericht in Kalifornien durchzusetzen. Die dortige Gesetzeslage erlaubt keinen „Konkurrenzausschluss-Paragraphen“, wie sie in anderen Bundesstaaten der USA, aber auch in Deutschland üblich sind. Daher haben sich kalifornische Gerichte in einer Reihe von Fällen auch der jüngeren Vergangenheit derartigen Argumenten, wie sie nun HP in diesem Fall vorbringt, nicht angeschlossen. Solche Regelungen würden zu sehr in den weiteren Lebensablauf der Betroffenen eingreifen, so die Begründung.
Zwiti 2: Der richtige Mann
Mit dem befreundeten Mark Hurd hat Ellison genau den Management-Partner an Bord bekommen, den er für seine Pläne braucht. Der hard- und softwareerfahrene Hurd wird als „Co-President“ weitgehend für die IT-technischen Inhalten vor allem beim Kunden verantwortlich sein. Die Finanzchefin Safra A. Catz bleibt Ellison´s rechte Hand nach innen. Der bisherige zweite Leutnant Carles E. Philipps hat sofort nach dem Auftauchen von Hurd seinen Hut genommen und den Platz als „President“ für den Ex-HP-Chef geräumt.
Nach 25 Jahren bei NCR, davon drei Jahre als Chef der Datenbankabteilung Teradata sowie fünf erfolgreichen Jahren an der Spitze von HP ist Mark Hurd mit allen „IT-Wassern“ gewaschen, die ein führender Computer-Manager braucht. Er gilt derzeit als erfolgreichster Executive der Branche. Mit Larry Ellison ist er seit Jahren befreundet.
Der 57-Jährige hat das Potential, die Nachfolge Frage im Hause Oracle zu lösen, das bisher ausschließlich von dem umtriebigen Gründer Larry Ellison (Jahrgang 1944) geführt wird. Doch der will sich stärker zurückziehen, was ihm bisher angesichts seiner fachlichen Führungskräfte nicht gelang. Mit dem wie er in New York geborenen Hurd sollte das möglich sein.
Zwiti 3: Datenbank-Maschinen für die Cloud
Informationstechnisch stehen zunehmend „Datenmaschinen“ für den Einsatz in der Service-Wolke (cloud) im Mittelpunkt der Wettbewerbsbemühungen. Dafür gibt es mehrere Beispiele:
So hat sich HP im Bieterwettstreit um den Speicherspezialisten 3 Par gegen Dell durchgesetzt. Zusammen mit der geplanten Übernahme eines Softwarehauses für Datenbankautomatisierung gibt es deutliche Hinweise dafür, wohin eine strategische Richtung der Rechenzentren gehen wird, in Richtung „Service aus der Wolke“.
Dahin dürften auch die Pläne von Larry Ellison mit seiner Software / Hardware-Kombination gehen. Seit der Übernahme von Sun Microsystems setzt Oracle zunehmend auf optimierte Hard/Software-Lösungen wie etwa der im September 2009 vorgestellten Exadata Version 2 als eine voll integrierte Database Maschine. Die Vorgängerversion kam noch aus der Zusammenarbeit mit HP. Sie soll mit einem Server von Sun und Software von Oracle nach eigenen Angaben das weltweit schnellste System für Data Warehousing und Online Transaction Processing (OLTP) sein.
Auch IBM´s im Juli vorgestellte Mainframe-Kombination zEnterprise kommt als Super-System für große Cloud-Anbieter in Frage, obwohl diese Kombination nicht explizit für diesen Einsatz entwickelt wurde. Sichere Kombinationen von Datenbanken mit Applikationen unter einem Dach sind vielversprechend für die Zukunft der Rechenzentren.
Erschienen bei ZDnet IT-Business
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