ein Blog von Rudi Kulzer
In den deutschen Zeitungen war es nur eine kleine Meldung. Doch in den USA und symbolisch für die Welt hat sie Gewicht. Der Service der US-Post muss sich ändern, da sich die Welt verändert.
Der US Postal Service will, schreibt das Wall Street Journal (WSJ), seine Belegschaft bis zum Jahr 2015 um 220.000 Arbeitsplätze reduzieren. Das ist mehr als ein Drittel der Mitarbeiter. Die Pläne dieser massiven Entlassungen wurden, so das Blatt, dem US-Kongress vorgelegt mit dem Ziel, eine Lösung der schwierigen finanziellen Bedingungen der Agentur zu beheben, sagten führende Postbeamten am Freitag den 12.8. Seit 1999 hat die US-Post bereits 235.000 Arbeitsplätze eliminiert, hauptsächlich durch natürliche Fluktuation.
Die US-Post finanziert sich in erster Linie aus Portogebühren und nicht aus dem Steuerbudget. Doch schon seit geraumer Zeit hat das Institut, das seinen Ursprung auf das Jahr 1775 zurückführt (Benjamin Franklin war der erste Postmaster General) mit einem starken Rückgang der sogenannten First-Class-Mail (die gängigste Briefmarkengebühr) zu kämpfen.
Grund dafür sind nach Angaben der Agentur die aktuelle konjunkturelle Abschwächung und eine schon länger anhaltende starke Hinwendung der Öffentlichkeit zur Kommunikation im Internet und der Zahlung von Rechnungen online. Einfacher ausgedrückt: es werden deutlich weniger Briefe geschrieben oder Geschäftsdokumente auf Papier mit der spöttisch „snail mail“ (Schneckenpost) verschickt.
Die Agentur beschäftigt heute rund 650.000 Menschen. Die Hälfte der geplanten 220.000 Stellenstreichungen würden von Fluktuationsabgang kommen, sagte Sprecher Dave Partenheimer, weitere Arbeitsplätze jedoch auch durch betriebsbedingte Kündigungen, die jeden treffen könnten, vom Postboten bis zur Verwaltungsspitze.
Die zuständige Gewerkschaft, the American Postal Workers Union, reagierte mit Empörung. „Der geplante scharfe Personalabbau sei keine Lösung für die Finanzkrise der US-Post“, hieß es. Vergangene Woche berichtete die Post einen Nettoverlust von $ 3,1 Mrd. im dritten Quartal. Man werde am Ende des Geschäftsjahres im September keine flüssigen Mittel mehr haben, wenn der Kongress nicht helfe. Schlicht: In wenigen Wochen sei man pleite.
Nach Berichten der Korrespondenten erwägt der Kongress gesetzliche Änderungen, die es erlauben würden, die Postzustellung am Samstag einzustellen. Zusätzlich soll die gesetzliche Forderung zu verändern, der zufolge die Agentur mehr als $ 5,5 Mrd. jährlich für die Kosten künftiger Rentner im Gesundheitswesen zurückstellen muss.
Im Verbund mit den Stellenstreichungen, will die US-ist bis 2015 etwa 300 Brief- und Paketverteilungszentren schließen, E-Mail-Aufbereitungsanlagen, sagte Partenheimer. Zusätzlich sollen in den nächsten Wochen etwa 3.700 der 32.000 Postämtern geschlossen und als begrenzte Dienstleistungs-Shops in Apotheken, Supermärkten und anderen lokalen Unternehmen angeboten werden.
Dieses Thema ist auch bei uns in Europa wohl bekannt, wo dieser Prozess offensichtlich schon früher einsetzte. In der Regel ist es ja umgekehrt. Und wie hier zu Lande, wehren sich die örtlichen Anwohner vehement gegen den nicht aufzuhaltenden Trend des Verlustes von Postämtern.
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