ein Nachrichten Blog von Rudi Kulzer
Am 28. August hat IBM 2012 eine neue Großrechner-Generation angekündigt – das IBM zEnterprise EC12 Mainframe-System. Dabei handelt es sich nach Angaben von Big Blue um das bisher leistungsfähigste und technologisch am weitesten entwickelte Großrechner-System des US-Technologiekonzerns.
Seit fast 50 Jahren sind IBM Mainframes als „Hochleistungspferde“ für Aufgaben der Unternehmens-IT (Enterprise-Computing) im Einsatz. Mainframes verarbeiten bei vielen großen Unternehmen, aber auch beim wirtschaftlich starken Mittelstand, als „Super-Verwaltungsrechner“ einen großen Teil der zentralen Betriebsdaten und Geschäftsprozesse auf der Basis relationaler Datenbanken. Mit dem legendären System/360 kam 1964 das erste Modell auf den Markt. Heute heißen die Mainframes IBM System z.
Derzeit kämpfen praktisch alle Unternehmen mit einem starken Anstieg der Datenmengen und suchen daher neue Wege, aus Geschäftsinformationen wie beispielsweise aus Finanz-, Kunden- und ERP-Systemen rasch Erkenntnisse für strategische Entscheidungen zu gewinnen.
Diese zu unterstützen, hat IBM nach eigenen Angaben eine Reihe neuer technologischer „Erstanwendungen“ in das neue System eingebaut. Sie sollen die Schlüsselrolle der Mainframe-Plattform unterstreichen, wenn es darum geht, den wachsenden Bedarf vieler Kunden in puncto sicherer Verarbeitung sensibler und wichtiger Unternehmensdaten sicher zu stellen. An der Entwicklung des superscalaren Prozessors des zEC12-Kerns war das IBM Labor Böblingen maßgeblich beteiligt.
Höchstmögliche Sicherheit für sensible Informationen
Das neue IBM zEC12-System soll ein besonders hohes Maß an Sicherheit und hohe Bandbreiten für den Analytic-Betrieb bieten, wenn es darum geht, sehr große Rohdatenmengen zu verarbeiten und in vorteilhaftes Wissen im Rahmen eines scharfen Wettbewerbs zu transformieren, sagt IBM.
IBM System z-Server sind traditionell die einzigen kommerziellen Serversysteme, die für die US Sicherheitsklassifizierung Common Criteria Evaluation Assurance Level 5+ entworfen sind. Das prädestiniert sie in besonderem Maße für einen Einsatz in der Regierungsverwaltung und beim Militär.
Das neue zEC12-System enthält eine Reihe innovativer Security-und Privacy-Features, um Daten „on the fly“ – in angenäherter Echtzeit – zu schützen, eine wichtige Eigenschaft im Zeitalter von Internet Banking und mobiler Clients.
Für die Absicherung von Transaktionen und sensiblen Daten soll ein manipulationsresistenter, kryptografischen Coprozessor (Crypto Express 4S) sorgen. Er enthält eine neue von IBM Research entwickelte Firmware, die in der Lage ist, die Sicherheitsanforderungen verschiedener Branchen und Regionen variabel abzudecken.
Er lässt sich so konfigurieren, dass er digitale High-Quality Signaturen unterstützt, die für Anwendungen im Umfeld intelligenter Pässe, Ausweise und gesetzlicher Onlineanwendungen eingesetzt werden. Damit lassen sich bisherige handschriftliche Unterschriften ersetzten, wie noch heute von der EU oder anderen Bereichen des öffentlichen Sektors gefordert werden.
Als kommerzielles Beispiel wurde bei der Präsentation das US-Unternehmen SC Data Center Inc. genannt, das als Dienstleister einem der weltweit größten und erfolgreichsten Katalogfirmen Colony Brands Inc. hilft, seine e-Commerce-Plattform zu schützten. Hier wird IBM System z für alle Vertriebs- und Kreditkartentransaktionen eingesetzt.
Monitoring und Betriebsanalytik
Das Modell zEC12 ist mit einer neuen, IBM zAware genannten Systemanalytik ausgerüstet, die aus der IBM Forschung kommt. Sie analysiert interne Systembotschaften und erlaubt eine annähernde Echtzeit-Sicht auf den Systembetrieb, auf eventuell entstehende Engpässe oder potentielle Probleme. Sie erkennt Muster, vermerkt jegliche Abweichungen, identifiziert ungewöhnliches Systemverhalten und versucht, mögliche Schäden zu vermeiden.
Gegenüber dem Vorgänger erlaubt das zEC12-System so eine um 30% gesteigerte Leistung bei der Analyse von Workloads. Zusätzlich sorgt der IBM DB2 Analytics Accelerator, eine Netezza Data-Warehouse-Anwendung dafür, komplexe Geschäfts- und Betriebssystem Analytic auf derselben physikalischen Plattform, dem zEC12 Kern, laufen zu lassen.
Cloud-Einsatz in großem Stil
Die bekannten Virtualisierungseigenschaften des Mainframes – sie stammen von dort und werden dort seit fast 50Jahren eingesetzt, prädestinieren das neue zEC12 System in besonderem Maße für den Einsatz in Private-Cloud-Umgebungen. Kunden können dabei tausende verteilter Linux-Systeme auf einem zEC12-System konsolidieren und dabei ihre IT-Betriebskosten (Strom, Fläche, Softwarelizenzen, Systems Management) deutlich senken.
Nach internen Untersuchungen ist ein einzelnes zEC12-System in der Lage, die Kapazität eines Multiplattform-Rechenzentrums in einem System abdecken. IBM System z konnte im Einsatz für Cloud-Computing im zweiten Quartal 2012 im Jahresvergleich ein zweistelliges Umsatzwachstum verzeichnen.
Als Vorzeigekunden nannte IBM bei der Vorstellung den US-Verwaltungsbezirk „Miami-Dade County“, einem der größten Countys (Landkreise) in Florida. Dieser hat eine Private Cloud-Analytik-Plattform auf IBM zEnterprise mit IBM Cognos Business Intelligence aufgebaut. Dabei kommt das Betriebssystem Linux zum Einsatz. Die Lösung erlaubt es der dortigen Verwaltung, Mitarbeitern und Bürgern Echtzeit-Informationen zu wichtigen öffentlichen Diensten und der Verwendung öffentlicher Gelder sicher und kostengünstig über das Internet bereitzustellen.
Weitere zEC12-Innovationen
Das zEC12-System ist der erste Mainframe, bei dem die SSD-Technologie (Solid State Disk), zum Einsatz kommt, Flash Express genannt. Damit kann die Leistung datenintensiver Workloads deutlich beschleunigt werden. Diese ist vor allem da gefordert, wo optimale Servicelevels von vitalem Interesse sind, wie etwa im direkten Kundenkontakt oder bei Serviceanwendungen von Banken, Händlern oder im öffentlichen Dienst. Mit Flash Express kann vor allem die Servicegeschwindigkeit während extremen Spitzen an Systemaktivität wie etwa bei der Eröffnung von Finanzmärkten oder in Feiertags- oder Urlaubsperioden bei Onlinehändlern variabel verbessert werden.
Durch Overhead-Strom- und Verkabelungsmöglichkeit erhalten Kunden mehr Flexibilität bei der Auswahl des Einsatzortes eines Mainframes. Sie können das zEC12-System auch ohne den sonst üblichen Rechenzentrumsdoppelboden einsetzen – zum ersten Mal bei einem Highend-Mainframe. Dies ist insbesondere ein Thema in Emerging Marktes, in denen das System z-Geschäft im zweiten Quartal um gut 10 Prozent gewachsen ist.
Das zEC12-System ist zudem der erste Allzweck-Server, der Transactional Memory-Technologie nutzt. Diese kam erstmals im IBM Blue Gene/Q-Sequoia System, dem derzeit schnellsten Rechner der Welt, zum Einsatz. IBM hat diese Technologie im neuen Mainframe-Modell adaptiert, um Software zu befähigen, parallel laufende Berechnungen, die gemeinsame Datensätze nützen, besser zu unterstützen. Ein Beispiel sind Finanzinstitute, die Transaktionen in gleichen Kontensätzen verarbeiten.
zEC12 / zBX 003 erweitern Hybrid Computing
2010 hatte IBM mit dem IBM zEnterprise Systems (Modell z196) und der IBM zEnterprise Blade Center Extension (zBX) eine neue Mainframe-Kombination auf den Markt gebracht, die Unternehmen einen konsolidierten, integrierten Einsatz von Workloads über Mainframe, POWER7- und System x-Server hinweg als „Ansatz von Hybrid-Computing“ erlaubt. Mit dem zEnterprise Unified Ressource Management können diese verschiedenen Ressourcen als ein einzelnes virtualisiertes System verwaltet werden.
Jetzt stellt IBM das zBX Model 003 vor, das speziell für den Betrieb mit dem zEC12-System vorgesehen. Ist. Wie sein Vorgänger enthält das aktuelle zBX Spezialprozessoren für spezifische Workloads wie die IBM WebSphere DataPower Integration Appliance XI50 for zEnterprise, den IBM DB2 Analytics Accelerator und ausgewählte IBM Blade Center-Server.
Bis heute hat IBM über 150 zBX-Einheiten mit 1100 Bladeservern an Kunden ausgeliefert. Die Konsolidierung disparater Systeme auf dem zEC12 kann die operationalen Gesamtkosten (TCO – total cost of ownership) eines Kunden um bis zu 55% gegenüberverteilten Rechenzentren verbessern, sagt Big Blue.
Branchenlösungen für System z
Auch das Angebot an branchenspezifischen Lösungen für System z wächst nach Angaben von IBM kontinuierlich. Dabei werden Lösungen von ISV-Partnern, Services mit denen von IBM Global Business Services kombiniert. Dazu gehören aktuell um die IBM Intelligent Operations Center for Smarter Cities, das IBM Health Plan Integration Hub sowie zwei IBM Smarter Analytics-Themen, nämlich Anti-Betrugs- und Abfall-Lösungen sowie Missbrauchüberwachung für die Gesundheits- und die Versicherungsbranche – sowie die IBM Genelco Versicherungsverwaltungslösung.
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